Fritz
Niemand außer seinen Eltern und besonders sein Onkel war offiziell mit Fritz in Kontakt gekommen, bis am 6.9.1969 sein Haus von wütenden Mongos infiltriert und bis dato geheimgehaltene Tagebücher gestohlen wurden. Das FBI verfolgte die Mongos und kam nach einem lang andauernden Schusswechsel an die Dokumente, verlor sie allerdings wieder, als es während der Flucht mit einem Helikopter von haarigen Albanen angegriffen wurde. Christoph Mraz fand die verblüffenderweise unversehrt gebliebenen Bücher auf seiner Terrasse und veröffentlichte sie anschließend versehentlich im Internet.
Ja, was wurde eigentlich aus Fritz? Bis auf die fragwürdige Geschichte aus einer älteren Version dieses Wikis, welche leider nur teilweise der Nachwelt erhalten blieb (siehe oben) und dem Wissen, dass er Namensgeber der im Internet gebräuchlichen Abkürzung wtf (was tun, Fritz?) war, ist nicht viel über ihn bekannt. Ich verbrachte viele schlaflose Nächte damit, mir über das mysteriöse Verschwinden dieser Person den Kopf zu zerbrechen, bis ich mich dazu entschied, der Sache auf den Grund zu gehen. Woher hätte ich wissen sollen, dass mich diese Mission eines Tages beinahe ums Leben bringen würde?
Die Idee
Gleich zu Beginn musste ich feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, eine Person zu finden, von der ich ausschließlich den Vornamen kenne. Offensichtlich. Auch Begriffe wie "wütende Mongos" und "haarige Albaner" brachten mich nicht weiter. Ich musste mich also wohl oder übel an Christoph Mraz richten. Von ihm hatte ich allerdings auch nur eine sehr alte E-Mail-Adresse, aber ein Versuch war es wert. Ich schilderte ihm also mein Problem und fragte spaßeshalber, was er denn vom neuen Harry-Potter-Buch hielte. Einige Wochen vergingen und ich spielte ich bereits mit dem Gedanken, die Suche aufzugeben, bis es plötzlich an meiner Tür klopfte...
Der Besuch
Ich öffnete, fand aber nur einen großen Umschlag vor, den jemand vor die Haustür gelegt hatte. Weit kann der mysteriöse Bote nicht gekommen sein, dachte ich. Ich wohnte zusammen mit meiner Frau Ilse in einem relativ großen Einfamilienhaus, welches sie von ihren Eltern geerbt hatte. Wir hatten schon überlegt, es zu verkaufen, aber mein Vater meinte immer, dass der Immobilienmarkt momentan so schlecht sei. Wir würden irgendwann bessere Angebote bekommen. Ich aber glaube, dass er einfach nur in das Haus vernarrt war. Jedenfalls sprach er immer davon, dass er noch nie einen so großen Wintergarten gesehen hatte. Manchmal stritt er sich mit meiner Mutter, wenn die beiden zu Besuch waren und er sie ständig darum bat, noch ein bisschen bei uns zu bleiben. Er verbrachte dann die meiste Zeit im Wintergarten und rauchte Zigarre. Das hängt wohl damit zusammen, dass er damals, im zweiten Weltkrieg, wo er hauptsächlich Waffen reparierte, mal zusammen mit seinem Trupp ein großes Gebäude in Österreich eingenommen hatte. Das gehörte dem Chef einer Zigarrenfirma und mein Vater und seine Kameraden fanden es immer sehr lustig, sich spät abends einen zufälligen Raum in diesem Gebäude auszusuchen und dort bis in die Nacht Zigarren zu rauchen, derer sie sich ja frei bedienen konnten. Was das mit unserem Wintergarten zu tun haben soll, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, aber irgendwo muss ja ein Zusammenhang bestehen.
Unser Haus lag relativ abgelegen und ist nur durch einen engen Asphaltweg mit der Bundesstraße verbunden. Weit und breit war kein Auto oder Ähnliches zu sehen, also musste der Bote durch den Wald gekommen sein, mit dem unser Garten quasi verbunden ist. Ich öffnete aber erst einmal den Umschlag, der bereits geöffnet worden war und nur ein kleines gelbes Notizblättchen enthielt, auf dem "DUCKEN!" geschrieben sta
What the f#%$?
Ich ließ mich reflexartig zu Boden fallen und sah noch, wie der Shuriken knapp über mir vorbeiflog. Hätte ich mich ganz normal geduckt, wäre ich wahrscheinlich trotzdem getroffen worden! Schnell verschaffte ich mir einen Überblick über die Situation: Drei Ninjas versteckten sich im unserem Wohnzimmer, einer hockte auf dem Dach und der Rest verteilte sich auf den Bäumen kurz vor dem Garten. Sofort rollte ich mich zur Seite und bewegte mich vorsichtig außen an der Hauswand vorbei; der Ninja auf dem Dach folgte mir leise und holte zum Sprung aus. Dabei übersah er, wie ich an das Küchenfenster klopfte und wurde direkt vom nächsten Ninja, der aus dem Fenster gehechtet kam, erwischt. Ich nutzte die beiden wie ein Sprungbrett und erreichte das Innere des Hauses mit Leichtigkeit. Nun schnappte ich mir einen Schneebesen und schlich vorsichtig Richtung Kellertür. Sofort wurde mir klar, dass ich im Flur von zwei Ninjas umzingelt sein würde. Endlich konnte ich von meiner Schreckschusspistole Gebrauch machen! Normalerweise bin ich kein Waffenfreak, aber mein guter Freund Achim hatte mich einst mehr oder weniger dazu genötigt, den kleinen Waffenschein zu machen. Der textete mich einen ganzen Abend lang (wir saßen natürlich im Wintergarten) damit zu, dass so eine Schreckschusswaffe ja in so ziemlich allen Situationen überlebenswichtig wäre. Beim Waldspaziergang, beim Gassigehen, zuhause, im Urlaub, selbst im Büro. Das Gespräch war mir im Nachhinein ein bisschen unangenehm, weil ich mir immer wieder vorstellen musste, wie Achim in seinem großen Büroraum mit seinen Kollegen sitzt und ständig alle Ein- und Ausgänge und Fenster beobachtet. Dass er seinen Kollegen sicher des Öfteren auf die Nerven geht mit seiner Paranoia. So richtig unangenehm aber war dann, dass Achim wenige Tage später sein Auto geklaut wurde, einfach so über Nacht. Und er hatte angeblich nichts davon mitbekommen. Daraufhin gab es endlose Querelen mit der Versicherung und am Ende musste er noch relativ viel Geld aus seiner eigenen Tasche dazuzahlen. Das hatte mich dann dazu inspiriert, mich selbst ein bisschen besser auszurüsten, weil man ja nie weiß, ob einem sowas mal selbst passieren würde. So ein Autodiebstahl wie beim Achim würde mir aber ganz sicher nicht passieren, dafür schlafe ich viel zu schlecht.
Die Konfrontation
Bevor ich meine Schreckschusspistole, die ich tatsächlich in meinem Bademantel versteckt hatte, benutzen konnte, vernahm ich ein lautes, dumpfes Geräusch aus dem Flur. Ilse hatte einen der beiden übrigen Ninjas mit einem Regenschirm umgehauen! Kurz darauf ließ sie einen ohrenbetäubenden Kampfschrei heraus und ich hörte nur noch, wie es im Flur polterte und irgendjemand zu Boden fiel. Ja sapperlot, dachte ich, so laut hast du deine Ilse schon lange nicht mehr schreien gehört. Ich war ein bisschen geil, behielt aber die Fassung und blickte vorsichtig aus der Küchentür heraus in den Flur. Ilse! Der andere Ninja konnte sie anscheinend überwältigen. Ohne zu Überlegen rannte ich zu ihrem reglosen Körper und spürte sogleich den Lauf einer Schusswaffe, den jemand fest an meinen Hinterkopf zu drücken begann. "Fünf Minuten und zweiunddreißig Sekunden", ertönte eine finstere Stimme hinter mir, "so lange hat noch keiner überlebt." Kurz darauf folgte ein Fingerschnippen und alle Ninjas schienen sich nun im Garten zu einer Einheit zu formieren. "Eine Frechheit, mich nach dem neuen Harry Potter zu fragen. Ihnen ist bewusst, dass das nicht mal ein richtiger Roman ist? Noch dazu nicht von JK Rowling verfasst?" Die fremde Person sprach sehr schnell und wurde immer lauter, aber vielleicht kam mir das nur so vor, weil ich nunmal ein Fingerzucken vom Tod entfernt war. Ich brauchte einige Zeit, um die Worte des Fremden zu verarbeiten. "Sie sind Christoph Mraz? Was wollen sie von mir?", sprudelte es nach ein paar Sekunden aus mir heraus. "Töricht. Sie hatten mich doch um Hilfe gebeten! Lassen sie es mich kurz machen: Mit Fritz ist nicht zu spaßen. Alle Einzelheiten der Geschichte, die sie gehört haben, sind wahr und haben mir einiges abverlangt", antwortete Mraz geschwind. Währenddessen versuchte ich, mich langsam aufzurichten und sah gerade noch, wie die Ninjas plötzlich zur Angriffsstellung wechselten, bis mir Mraz mit dem Lauf seiner Pistole auf den Hinterkopf schlug. Aua! "A-aber waren sie nicht derjenige, der die Dokumente lediglich vorfand?", fragte Ilse, welche ich bis dahin noch für bewusstlos gehalten hatte. "In der Tat. Aber sie glauben nicht ernsthaft, ich wäre damit ungeschoren davon gekommen?" Vor meinen Augen sah alles verschwommen aus und ich hatte das beständige Verlangen, auf der Stelle einzuschlafen.
Der Deal
Gefühlt eine Sekunde später lag ich auf unserem Sofa im Wohnzimmer und sah, wie sich Ilse mit einem älteren, relativ großen Herren mit Brille unterhielt, bei dem es sich wohl um Mraz handelte. Die Brille war riesig, ehrlich, ich hatte (und habe bis heute) noch nie eine größere Brille gesehen. Mein leises Kichern erweckte sofort die Aufmerksamkeit der beiden. "Schatz, du bist wach! Wir müssen schleugnist unsere Sachen packen und nach Albanien reisen!" "Nach Albanien? Was?" Ich schaute verdutzt und leicht benommen in die Runde. "Richtig gehört. Sie werden sich für mich auf ein kleines Abenteuer begeben. Ihre Frau weiß Bescheid. Ich werde mich indessen um ihr Haus kümmern." Mraz bot uns tatsächlich an, während unserer Abwesenheit unseren Rasen zu mähen und unsere Gewächse zu gießen. Auch unseren Keller wollte er renovieren. Ich ließ das erstmal über mich ergehen und ging davon aus, dass das alles ein einziger Albtraum gewesen war. Spätestens, als ich auf dem Weg zum Schlafzimmer an einem Krähenfuß hingen blieb, wurde ich eines Besseren belehrt. Das Vernünftigste wäre wohl gewesen, einfach die Polizei zu rufen, aber trotz der mehrfachen Mordversuche, dem unerlaubten Eindringen in unser Haus und einem zerbrochenen Regenschirm hatte ich nicht das Gefühl, dass Mraz uns etwas Böses wollte. Er schien das "Fritz-Problem" sehr ernst zu nehmen und hatte uns beide im Prinzip unversehrt gelassen. Außerdem wollte ich schon immer mal Urlaub in Osteuropa machen, hatte mich nach unserem kleinen Überlebenskampf gerade neu in meine Ehefrau verliebt und auf die Gartenarbeit hatte ich ohnehin keine Lust.
Erste Station - Albanien!
Mraz schickte uns direkt in die Hauptstadt Tirana. Wie er es schaffte, ein komplettes Flugzeug für uns beide und seinen GESAMTEN Ninja-Trupp zu reservieren, ist mir bis heute ein Rätsel. Während des Fluges sprach uns einer von ihnen an und stellte sich als das Oberhaupt des Teams vor, woraufhin eine kleine Schlägerei folgte. Nun stand ein anderer Ninja vor uns, der gut an seiner Narbe zu erkennen war, welche sich quer durch sein Gesicht zog (und an seinem Namensschild, auf dem allerdings nur ein lachender Smiley aufgetragen war - ""). Er erklärte, dass es die sogenannten "Haarigen Albanen" gar nicht mehr gab. Sie wurden angeblich durch eine andere fremde Partei ausgelöscht oder verjagt. Allerdings hinterließen sie wohl eine Art Vermächtnis, welches uns definitiv bei der Suche nach Fritz helfen sollte. Mraz verbrachte wohl einige Jahre damit, die Spuren der Haarigen Albanen zu folgen.
Viel Zeit für die Suche nach Souveniren blieb uns nicht, da wir vom Flughafen aus sofort in eine sehr lange Limousine verfrachtet wurden. Wir saßen ganz am Ende auf einer großen Couch und vor uns reihten sich ca. 100 Ninjas auf. Uns wurden Getränke angeboten, die (griechische?) Musik war ganz angenehm und auch die Sicht aus den Fenstern war schön, aber eine Sache vermieste mir die ganze Fahrt - einer der Ninjas, ziemlich genau mein Nachbar, hatte die ganze Zeit über schlimme Blähungen. Ich traute mich nicht so recht, einfach aufzustehen und fragte daher einen der anderen Ninjas, ob es möglich wäre, dass wir uns woanders hinsetzen. Anscheinend verstand niemand hier unsere Sprache. Vorsichtig richtete ich mich auf und tat so, als würde ich mich nach irgendetwas umsehen. Ich durchstreifte die gesamte Limo und es war tatsächlich jeder Platz besetzt. Nun probierte ich, mich zwischen zwei Ninjas zu zwängen und wurde direkt zurückgewiesen. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Kurz darauf kam mir der geniale Einfall, eines der Gläser umzustoßen und zu hoffen, jemand würde sich aufrichten und mir dadurch einen freien Platz gewähren. Ich versuchte, besonders hart zuzuschlagen, damit es auch ein paar Scherben gab, die dann jemand anderes auffegen würde, wodurch auch Ilse sich umsetzen könnte. Wie idiotisch diese Idee war, wollte Ilse mir schon von ganz hinten durch verschiedenste Handbewegungen und leise Zurufe mitteilen, welche ich allerdings als Anfeuern interpretierte. Ich nickte daher genervt in ihre Richtung. Ja, ist klar, du blöde Sau, ich weiß, wie man ein Glas vom Tisch stößt! Wenig später saß ich mit einer großen Beule am Kopf an meinem alten Platz und kniff mir für den Rest der Fahrt die Nase zu.
Lunxhëria
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir ein relativ kleines Gebäude, das einer Skihütte ähnelte. In der Ferne konnte man ein Dorf erkennen, gegenüber lag ein riesiger Gebirgszug, auf den sich der Ninjatrupp zubewegte. Ich musste eigentlich dringend auf die Toilette und hätte auch eigentlich meine große Beule behandeln müssen (wir sind hier nicht im Cartoon xDDD), aber in der Hütte stand lediglich ein großer Tisch und darauf einige Spielkarten. Anscheinend hatte hier irgendwer irgendwann mal Solitär gespielt. Oder war es Bridge? Ich machte mir darüber keine weiteren Gedanken, verrichtete mein Geschäft hinter der Hütte und holte Ilse und die Ninjas bald ein.
Ich war selber noch nie Bergsteigen, weil ich mir das immer unheimlich langweilig vorstellte. Man läuft stundenlang durch Wald und Gestein, friert auf der Spitze und hat danach tagelang massive Schmerzen in den Füßen. Urlaub stellte ich mir anders vor. Nach nunmehr drei Stunden Wanderung hatten wir wahnsinnigen Hunger und konnten uns dazu durchringen, dies einem der Ninjas zu signalisieren. Prompt ertönte ein lauter Pfiff und im nächsten Moment saßen wir alle auf einer riesigen Picknickdecke und verzehrten Brötchen, Kaffee und Kuchen. Für einen kurzen Moment waren mir die Ninjas sympathisch. Aber wo zum Teufel kam eigentlich all das Essen her?
Hochmotiviert wanderten wir weiter. "Schatz", flüsterte Ilse mir zu, "ich muss zugeben, dass mir das hier mehr Spaß macht, als es eigentlich sollte." "Recht hast du", grinste ich zurück, "wir sollten sowas wirklich öfter machen. Vielleicht mal mit Katja und Christian! Guck mal, ich kann den Gipfel schon seh-" Plötzlich wurde ich ganz still. Ich nahm die Beine in die Hand und ließ sowohl Ilse als auch die Ninjas hinter mir zurück. In weniger als fünf Minuten stand ich auf dem höchsten Punkt des Berges und starrte in den Himmel.
"WARUM HAT UNS CHRISTOPH MRAZ ÜBERHAUPT AUF DIESE REISE GESCHICKT, WENN ER GANZ GENAU WEIẞ, WO DAS VERMÄCHTNIS DER ALBANEN ZU FINDEN IST? UND WAS MACHEN WIR AUF DEM GIPFEL EINES BERGES?"
"Von 'ganz genau' hatte ich nichts gesagt, aber ich finde es höchst amüsant, dass ihnen das erst so spät aufgefallen ist!" Mraz stand direkt neben mir, als er das sagte. "Was zum...? Aber wer bewässert jetzt meine Sonnenblumen?" "Das habe ich ihnen doch nur gesagt, damit sie glauben, ich wäre einfach nur ein komischer Kauz und würde es gar nicht Böse mit ihnen meinen. Nicht umsonst habe ich ein Diplom in Psychologie!" "Sie SIND ein komischer Kauz! Wie haben sie es überhaupt so schnell hier her geschafft?" Erst jetzt fiel mir die Narbe in seinem Gesicht, die unter seiner riesigen Brille verborgen war, auf.